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Emil-von-Behring-Schule

Glück kann man lernen

In der Geislinger Emil-von-Behring-Schule gibt es das Schulfach „Glück“. Die Schüler lernen, sich zu reflektieren und ihre Persönlichkeit zu stärken.

Glücklich sein kann man lernen. Reinhard Weber, Lehrer an der Geislinger Emil-von-Behring-Schule, ist davon überzeugt. Bereits im zweiten Jahr unterrichtet er 15-bis 18-jährige Schüler der Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in diesem Fach.

Los geht ein solcher Unterricht dann zum Beispiel mit einer „warmen Dusche“, wie Reinhard Weber eine seiner positiven Übungen nennt: Ein Schüler oder eine Schülerin sitzt mit dem Rücken zu den anderen am Rande eines Stuhlkreises und nacheinander flüstern ihm oder ihr die anderen etwas Positives zu ihrer Person ins Ohr.

An diesem Dienstagmittag sind es Kim, Celine und Nicolas, die sich auf das Experiment einlassen. „Ich hab mich gut dabei gefühlt“, sagt Celine hinterher, als der Lehrer die drei nach ihren Empfindungen fragt. Sie sei überrascht gewesen: „Ich wusste nicht, dass manche so positiv über mich denken.“Kim sieht es ähnlich, Nicolas fand die ganze Sache einfach nur „lustig“.

Über das nachzudenken, was man fühlt, es in Worte zu fassen und darüber zu reden gehört zu den wichtigen Inhalten des Faches. Entwickelt wurden seine Inhalte von Dr. Ernst Fritz-Schubert, einem ehemaligen Schuldirektor mit dem Ziel der „Weiterbildung zur Persönlichkeitsentwicklung“. Diese können unter anderem im Fritz-Schubert-Institut in Heidelberg erlernt werden.

An diesen Leitlinien orientiert sich auch Reinhard Weber bei der Planung seines Unterrichts. „Im Unterricht geht es darum, Schüler mit Kompetenzen auszustatten, um möglichst alle Lebenslagen gut zu meistern“, erklärt er. Die Schüler lernen ihre Stärken kennen, formulieren ihre Visionen und reflektieren Reaktionen.

Das Fach Glück beginnt manchmal mit einer „warmen Dusche“: Alle Mitschüler flüstern einem Schüler oder Schülerin etwas Positives über ihn oder sie ins Ohr. „Das ist gut fürs Selbstbewusstsein“, sagt Lehrer Reinhard Weber. (Foto: Karolina Grabowska (via Pexels))

Für Weber, der außerdem noch Wirtschaft, Ernährungslehre und Informatik unterrichtet, ist Glück ein „Superfach“, von dem er selber profitiert. „Etwa, wie ich mit meinen Kindern umgehe“, sagt er.

Das Fach könne zwar nicht garantieren, dass jeder, der daran teilnimmt, glücklich wird, macht er deutlich. Da jedoch fast die Hälfte der Glücksgefühle von der eigenen Einstellung und Haltung gegenüber Erlebtem abhängig seien, sei es möglich, Techniken zu erlernen, um glücklich zu werden. „Die Schüler lernen wahrzunehmen, was ihnen gut tut, sie formulieren und definieren ihre Träume und Wünsche, um sich ihrer bewusst zu werden – und die Gefühle in diesem Zusammenhang kann man steuern“, erklärt der Lehrer.

Für die Berufsfachschüler ist das Fach Glück ein Pflichtfach. Benotet wird dabei eine Klassenarbeit pro Halbjahr, die mündliche Mitarbeit sowie ihr „Glücksheft“, in dem sie nach jedem Unterricht mit eigenen Worten notieren müssen, was dran war im Unterricht, wie sie sich dabei gefühlt haben, was sie bei anderen beobachtet haben und wofür das Gelernte im Alltag nützlich sein könnte. Die Begeisterung bei den Schülern über das Fach sei unterschiedlich, bekennt er, „wie bei jedem Fach. Manche lassen sich darauf ein und sind begeistert, andere sehen nicht, was es ihnen nutzt“.

Die 18-jährige Nahida zum Beispiel findet das Fach gut, „weil wir über unsere Gefühle reden und gelernt haben, dass es da kein ‚Falsch’ gibt. Keine falschen Gefühle, keine falschen Antworten im Unterricht“. Justine (16) und Samira (17) sind ebenfalls begeistert. „Wir gehen mit einer positiven Einstellung aus dem Unterricht raus“, sagt Justine und Samira ergänzt: „Weil wir über Dinge reden, über die wir sonst gar nicht nachdenken oder sie für selbstverständlich halten.“Kim dagegen findet das Fach zwar gut, wie sie sagt, „aber es ist eher was für Jüngere, weil wir so viele Fächer und Stress haben und dann kommt dieses Fach noch zusätzlich“.

 

Text: Claudia Burst (GZ)

Photo: Markus Sontheimer, Karolina Grabowska (via Pexels)

Sozial- und gesundheitswissenschaftliches Gymnasium

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