Schon Jahrhunderte vor Christus sagte Sokrates: „Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“ Umso widersprüchlicher erscheint jedoch, dass gerade diejenigen, die zukünftig Bewegung in die Welt bringen können – nämlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – einer Studie der Universität Heidelberg zufolge durchschnittlich 10,5 Stunden am Tag im Sitzen verbringen. Das Stillsitzen fällt dabei nicht nur vielen schwer, sondern steht auch Erkenntnissen aus der Hirnforschung entgegen, nach denen die rein kognitive Wissensvermittlung weniger tief geht als eine auch körperlich erlebte Erfahrung.
Als Schule für Gesundheit und Soziales ist sich die Geislinger Emil-von-Behring-Schule der Bedeutung von Bewegung für das Lernen und das gesamte Leben bewusst. Einem vom Sitzen geprägten Schulalltag sagt sie deshalb schon länger den Kampf an und das mit Erfolg.

Ein Element des Konzeptes stellen Stühle mit einer speziellen 3D-Mechanik dar, mit denen inzwischen mehrere Klassenzimmer der Emil-von-Behring-Schule ausgestattet sind. Die ergonomisch geformten Stühle fördern ein aktives Sitzen, indem sie sich in alle Richtungen auf die Bewegung des jeweiligen Sitzenden einstellen. Dadurch werden die Muskeln und der gesamte Bewegungsapparat trainiert und verharren nicht in der starren Haltung, die man normalerweise einnimmt, wenn man längere Zeit auf einem Stuhl sitzt.
Außerdem wird einmal am Tag eine kollektive Bewegungspause in den Unterricht integriert, um Körper und Geist zu regenerieren und Konzentration sowie Motivation zurückzubringen. Sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrkräfte sind begeistert von der positiven Wirkung. Anna Hofrichter aus der Klasse GG3 meint zum Beispiel: „Wenn man nur für fünf Minuten den Fokus vom Unterrichtsstoff weglenkt und das Gehirn lockert, läuft es danach wieder umso besser.“ Gemeinsam mit ihrer Klassenkameradin Bianca Ardelean und jeweils zwei Vertreter*innen aller anderen Klassen hat sie sich freiwillig zu sogenannten Bewegungs-Coaches ausbilden lassen. Lehrkraft Lena Karle hat für sie ein Repertoire mit Übungen zur Aktivierung, Koordination und Entspannung ausgearbeitet, welche die Coaches täglich anleiten können. Da wird auf einem Bein balanciert, rhythmisch geklatscht und sich gedehnt. Jonglierbälle verschiedener Größen werden in die Luft oder einander zugeworfen. Ganz neu in diesem Schuljahr sind Übungen aus dem sogenannten „Lachyoga“, bei denen Bewegungen mit verschiedenen Formen des Lachens verknüpft werden. Unweigerlich wird hierbei eine Aufheiterung erzeugt, die zum gesamten Wohlbefinden beiträgt. „Es ist schön zu sehen, mit wie viel Freude die Bewegungs-Coaches ihre Mitschüler*innen und Lehrkräfte animieren und so die geistige und körperliche Fitness im Unterricht stärken“, lobte Lena Karle ihre Schützlinge nach der gemeinsamen Schulung.
Auch Schulleiterin Gabriele Braun freut sich, dass an der Emil-von-Behring-Schule im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung ins Lernen gekommen ist – so ist die „Schule mit Herz“ inzwischen eine „Bewegte Schule mit Herz“ und das aus voller Überzeugung.
Artikel: Julia Braunstein
Bild: Anna Biermann