In einer Welt, die zunehmend von Umweltproblemen und sozialen Ungleichheiten geprägt ist, braucht es Engagement für Themen wie Nachhaltigkeit und Fairtrade. Die Emil-von-Behring-Schule setzt bereits seit mehreren Jahren ein starkes Zeichen für eine bessere Zukunft, denn sie ist als Fairtrade-Schule ausgezeichnet. Um dem Titel gerecht zu werden und der Schulgemeinschaft eine Möglichkeit zu geben, die eigene Verantwortung angesichts globaler Herausforderungen zu erleben und zu gestalten, organisierte das Fairtrade-/Nachhaltigkeitsteam einen Projekttag mit zahlreichen spannenden Angeboten:
In den Räumen der Emil-von-Behring-Schule luden die Lehrkräfte Lena Karle, Stefanie Miller und Alexander Schramm zu einer Podiumsdiskussion über die wirtschaftlichen Perspektiven des nachhaltigen Einkaufs ein. Nachdem die Schüler*innen zunächst Antworten auf die Frage „Was ist Nachhaltigkeit?“ gesucht und sich mit dem geschichtlichen Hintergrund beschäftigt hatten, wurden verschiedene Diskussionsfragen formuliert und mithilfe des Moderationszyklus debattiert. Die inspirierenden Gespräche führten letztlich dazu, dass die Schüler*innen mehrheitlich angaben, sich neues Wissen zum Thema angeeignet und nun eine veränderte Einstellung zu Fairtrade-Produkten zu haben.
Um Produkte, die mit dem Fairtrade-Logo oder einem Bio-Siegel gekennzeichnet sind, ging es auch bei dem Projekt „Nachhaltiges Kochen“. Die Teilnehmer*innen recherchierten am Vormittag Informationen zu den jeweiligen Labels, bevor sie gemeinsam einkaufen gingen und entsprechend gekennzeichnete Lebensmittel besorgten. Diese wurden daraufhin in der Schulküche zu einem köstlichen Thai Curry und Mango Sticky Rice verarbeitet. Das abschließende Essen an einer großen Tafel krönte nicht nur den gemeinsamen Tag, sondern regte außerdem zu interessanten Gesprächen, beispielsweise über die Vermeidung von Lebensmittelabfällen oder bewusste Kaufentscheidungen im Alltag, an.
Eingekauft wurde auch von einer Gruppe, die sich auf einen Fußmarsch durch Geislingen machte und unter anderem dem Welt- und dem Diakonieladen einen Besuch abstattete. Die Schüler*innen zeigten sich erstaunt über die Vielfalt der Geschäfte, in denen von gut erhaltener Kleidung, über Schmuck und Dekorationsartikel bis hin zu Haushaltswaren alles zu finden ist. Lehrkraft Cornelia Fritz berichtete, dass die Taschen am Ende des Tages schwerer waren als zu Beginn der Shoppingtour und alle mit schönen Fundstücken zurückkehrten.
Ein alternatives Einkaufserlebnis gab es dagegen bei der sogenannten Warentauschparty, bei der die Teilnehmenden ihr eigenes Konsumverhalten reflektierten, darüber sprachen, wie man nachhaltig shoppen kann, um Mensch und Umwelt zu schützen und schließlich eigene Kleidungsstücke gegen andere eintauschen konnten. Immerhin ist nachgewiesen, dass zumeist nur 30 Prozent des eigenen Kleiderschrankinhalts regelmäßig getragen wird. Mit den Tauschobjekten sind sicher die einen oder anderen neuen Lieblingsteile hinzugekommen, die nun mit Freude weiterverwendet werden und ein zweites Leben geschenkt bekommen haben.
Für die nötige Erfrischung am sonnigen Projekttag sorgte ein Team, das sich die Zubereitung nachhaltiger antialkoholischer Cocktails zum Ziel gesetzt hatte. Mithilfe verschiedener Säfte, regionaler Früchte und viel Einfallsreichtum wurden beim Mixen spannende neue Kreationen entwickelt und in einem digitalen Rezeptbuch festgehalten. Ein Lehrkräfte-Juryteam, darunter auch Schulleiterin Gabriele Braun, durfte sich nach Herzenslust durchprobieren und kürte schließlich „Die Pole schmelzen“ zu ihrem Lieblingsgetränk.
Kreativität war auch im DIY-Workshop gefragt, wo Bienenwachstücher und wiederverwendbare Abschminktücher hergestellt wurden. Hier erlebten die Schüler*innen die Kunst des Upcyclings und die Bedeutung von Wiederverwertung. Motiviert von den schönen Ergebnissen wollen sie nun auch zuhause öfter zu Nadel und Faden greifen, um zum Beispiel ein Loch im Socken zu stopfen oder einen abgegangenen Knopf wiederanzunähen und so zu zeigen, dass Selbstgemachtes häufig wertvoller ist als Neugekauftes.
Ein weiteres Highlight war die „Kräuterhexle“-Wildkräuterwanderung. Angeleitet von einer Expertin lernten die Teilnehmenden, wie sie in der freien Natur essbare heimische Pflanzen erkennen können und welche Wirkung jeweils von ihnen ausgeht. Rosmarin wird zum Beispiel nachgesagt, dass er der Leistungssteigerung dienen soll, was für die Schüler*innen natürlich nicht ganz uninteressant ist. Schnell füllten sich die Körbe mit gesammelten Kräutern und Beeren, welche im Anschluss in kulinarische Erlebnisse wie Salate, Kräuterschnecken und Smoothies verwandelt wurden.
Nach draußen lockten schließlich auch die Ausflüge zum Sonnenhof in Bad Boll sowie zum Rohrhof in Unterböhringen. Beim Sonnenhof handelt es sich um einen Demeter Hof mit dem Motto „Mehr als Bio“. Die Gruppe erhielt eine interessante Führung durch den Kuhstall, inklusive des sogenannten Kälbchenkindergartens, die Käserei und den Hofladen. Schnell wurde den Schüler*innen klar, dass hier das Tierwohl und eine ökologische Landwirtschaft an oberster Stelle stehen. Ähnliches gilt für den Rohrhof, auf dem die Besucher*innen aus Geislingen zunächst den zahmen Hofhahn kennenlernten, bevor sie im Hühnermobil selbst die frisch gelegten Eier für den Verkauf vorbereiten durften. Mit Begeisterung wurde sortiert, gewogen, durchleuchtet und verpackt. Die Begegnung mit der Natur zeigte damit eindrucksvoll, wie wichtig der Erhalt der biologischen Vielfalt und ein bewusster Konsum von tierischen Produkten sind.
Der Projekttag war nicht nur lehrreich, sondern auch ein emotionales Erlebnis, welches das Bewusstsein der Schüler*innen und Lehrkräfte nachhaltig prägte. Schulleiterin Gabriele Braun lobte, wie sich alle Beteiligten für eine nachhaltigere und gerechtere Welt interessieren und einbringen und bedankte sich beim Fairtrade-/Nachhaltigkeitsteam für das Herzblut, mit dem es den Tag umgesetzt hatte. So wird die Emil-von-Behring-Schule auch in Zukunft den Weg zu einer verantwortungsbewussten und nachhaltigen Lebensweise weitergehen. Diese Initiative ist mehr als ein Projekt – sie ist ein Aufruf an uns alle, die Welt zum Besseren zu verändern.
Artikel: Julia Braunstein
Bilder: Verschiedene Lehrkräfte der Emil-von-Behring-Schule