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Emil-von-Behring-Schule

Abilektüre hautnah – Die Abiturient*innen der EvBS bestaunen Goethes „Faust“ im Klassenzimmer

„Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“ –  Dieses Zitat dürfte nicht nur denjenigen, die sich Johann Wolfgang von Goethes Tragödie „Faust“ zu Gemüte geführt haben, bekannt vorkommen. Als DAS Drama der Deutschen hat das Werk unvergleichliche Berühmtheit erlangt. Seit einigen Jahren ist es an den beruflichen Schulen in Baden-Württemberg Pflichtlektüre im Fach Deutsch. Auch die diesjährigen Abiturient*innen kämpfen sich wacker durch das anspruchsvolle und gleichsam in diesen Tagen wieder hochaktuelle Stück. Als bekannt wurde, dass das THEATERmobileSPIELE, ein freies, in Karlsruhe ansässiges Profi-Theater, mit seiner mobilen Produktion „goethe.faust“ für das Geislinger Berufsschulzentrum gewonnen werden konnte, war die Vorfreude groß. Denn das „Klassenzimmertheater“ mit dem Anspruch, eine intime, den Lernenden sehr nahe Spielsituation zu kreieren, ist nicht nur eine interessante Ergänzung zum Deutschunterricht, sondern auch eine der wenigen möglichen außerunterrichtlichen Veranstaltungen in Corona-Zeiten.

Schon beim Betreten des als Theatersaal auserkorenen Klassenzimmers wurde deutlich: Die bevorstehenden 105 Minuten sollten ein kulturelles Erlebnis der besonderen Art werden. Nur knapp drei Meter von der bespielten Fläche entfernt konnten die Schüler*innen ein hochintensives Schauspiel verfolgen, das den Alltagsraum mit neuen Blickwinkeln füllte. Wer angesichts der zahlreichen Charaktere des „Faust“ ein großes Ensemble erwartete, war überrascht, dass lediglich zwei Schauspieler miteinander agierten. Petra Ehrenberg und Tobias Schill verkörperten die verschiedenen Rollen der Tragödie brillant im Wechsel und ermöglichten einen feinen Magnetismus im Spieler-Zuschauer-Kontakt. Als Textgrundlage diente die Originaldichtung Johann Wolfgang von Goethes, dennoch gab es zahlreiche moderne Elemente, welche die Schüler*innen zum Schmunzeln brachten. Am meisten beeindruckt waren die Jugendlichen wohl von der wandelbaren Kulisse. Was anfangs nur wie ein weißer Schrank aussah, entpuppte sich nach und nach als Fausts Studierzimmer, Hexenküche, Marthes Garten, Kerker und viele weitere Schauplätze, die sich die Schüler*innen zuvor schon in ihrer Fantasie ausgemalt hatten und nun ein konkretes Gesicht bekamen.

Damit die vielen Eindrücke, welche die Inszenierung des Regisseurs und Gründers von THEATERmobileSPIELE Thorsten Kreilos hinterließ, verarbeitet werden konnten, fand im Anschluss an die Vorstellung ein Nachgespräch mit den Darstellern statt. Die Schüler*innen erhielten Antworten auf Fragen wie, wie lange die Proben für die eine solche Produktion dauern und wie das Bühnenbild angefertigt wurde. Auch erzählten die beiden Profis, was den „Faust“ aus ihrer Sicht auszeichnet: „Goethe hat es auf wundersame Weise hingebastelt, dass Unterhaltung mit Relevanz verbunden wird“, meinte zum Beispiel Tobias Schill, der eine Ausbildung Theaterpädagogen gemacht hat und seit 2019 künstlerisch selbständig ist. Seine Kollegin Petra Ehrenberg, die auch eigene Produktionen auf die Bühne bringt, erklärte außerdem, warum sie besonders gerne an Schulen spielt: „Der Reiz bei jüngeren Menschen liegt darin, dass sie sehr offen sind. Schüler*innen gehen heim und nehmen Bilder mit“.

Die Abiturient*innen der Emil-von-Behring-Schule konnten das letztlich bestätigen. Mit Beschreibungen wie „beeindruckend“, „kreativ“ und „emotional“ fassten sie das Theatererlebnis zusammen und so verließen sie an diesem Tag die Schule – im Gegensatz zu Faust – deutlich klüger oder zumindest an Erfahrung reicher als wie zuvor.

Sozial- und gesundheitswissenschaftliches Gymnasium

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